Dienstag, 6. Mai 2014

Tag 40: Über den Geiz in der Josefstadt


Mein Heim liegt für diese zwei Wochen wieder einmal im Achten -wie ein Wiener sagen würde, der Josefstadt.
Vielleicht die schmucklos schmuckste Gasse der Josefstadt,
weniger beliebt bei Insassen des Untersuchungsgefängnisses
Auch um diesen Bezirk zwischen Ring und Gürtel rankt sich eine Sage:

Die schwarze Wolke


Früher endete die Stadt beim Ring und in der heutigen Josefstadt wallten die Getreidefelder. Einmal regierte hier ein reicher Graf und Grundbesitzer, der nicht nur geizig sondern auch noch ein Leuteschinder war.
Es war am Ende des Sommers, der viel Ernte versprach, weil die Unwetter und Hagelstürme das Land verschont hatten. Die Bauern arbeiteten fleissig auf den Feldern, als ein fremder Reiter daher preschte und schrie: 'Rettet eure Haut, die Heuschrecken sind schon in Mödling!'.
Sofort ritt er weiter um auch die andern Bauern zu warnen.
Die Gewarnten schauten sich um und erkannten bald eine dunkle Wolke, die im Südosten langsam näher kam und wuchs und wuchs.
Nun wussten sie um die Gefahr und liefen um ihr Leben in ihre Häuser, verrammelten Türen wie Fenster und verstopften die Ritzen so gut wie möglich.
Einer der Bauern eilte zum Gutshof und informierte den Grafen. Dieser wurde jähzornig, weil die Bauern ihre Arbeit verlassen hatten, er wolle ihnen allen Lohn und die Vergünstigungen -welche eh kaum existierten- streichen!
Wütend stieg er auf sein Pferd und nahm die Hundemeute mit, packte die Peitsche und galoppierte los um das faule Pack auf die Felder zurück zu treiben. Wie er aber draussen ankam, sah er selbst die grosse Gefahr und beobachtete, wie die gefrässigen Heuschrecken alles ratzekahl frassen. Die Luft sirrte und surrte vor lauter Getier. Immer mehr Insektenschwärme stoben herbei.
Selbst die Hunde ergriffen jaulend die Flucht, was den Grafen noch mehr erzürnte. Er zückte sein Schwert und griff in klassischer Rittermanier frontal an, drang in die Schwärme ein und schlug wie ein Berserker um sich. Manche Heuschrecke liess ihr eh kurzes Leben, bevor das Pferd scheute, sich aufbäumte und den Kämpen abwarf.
Die Hunde waren unterdessen zum Gutshof zurück gekehrt, wo man nun Böses ahnte. Die Bauern wagten sich aber erst am nächsten Tag wieder auf die gespenstisch kahl gefressenen Felder: das ganze Jahr wurde in den Heuschreckenmägen verdaut. Bald fanden sie auch das Pferd und nicht weit davon die grauselige Leiche des Grafen, der seinen Geiz mit dem Leben bezahlt hatte!


Näher am Ring für einige der schönste Patz Wiens: Maria Treu
mehr dazu am Donnerstag


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen